Teile das Porzellanikon mit Freunden

Selb

JAHRESKONFERENZ 2017 DES PORZELLANIKON – STAATLICHES MUSEUM FÜR PORZELLAN


Selb. Zur turnusmäßigen Jahreskonferenz hatte das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan am heutigen Tag, dem 23. März 2018 eingeladen und mehr als 80 Gäste waren in das Auditorium des Museums nach Selb gekommen, um sich über die Schwerpunkte und Highlights der Museumsarbeit im Jahr 2017 informieren zu lassen und darüber hinaus zu erfahren, wie die Planungen für das laufende Jahr und die Weichenstellungen für 2019 aussehen sollen.

Wie schon im Vorjahr war die Veranstaltung mit der Mitgliederversammlung der Freunde des Porzellanikons, die im Vorfeld stattfand, gekoppelt. So konnten auch die Freunde und Förderer der Einrichtung des Freistaates Bayern aus erster Hand für sie prägende und motivierende Eindrücke mitnehmen. Zudem waren Vertreter aus der Landes- wie Regionalpolitik, Wirtschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Kirchen präsent.
Wilhelm Siemen, der Direktor des Porzellanikons, und die jeweils für einzelne Aufgabengebiete zuständigen Referenten führten dann auch unter der Moderation der Verantwortlichen für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sehr anschaulich und facettenreich durch die Ausstellungen, Aktionen, durch Forschung und museumspädagogische Aktivitäten, die dieses Haus als Leuchtturm der Museumslandschaft in Oberfranken attraktiv macht. War 2016 das Rosenthal-Jubiläumsjahr gewesen und hatten sich dank der damaligen Sonderausstellung „Rosenthal – ein Mythos“ mehr als 40.000 Besucher in die beiden Standorte auf den Weg gemacht, erzielte die Institution auch 2017 erneut entsprechend positive Resonanz. Nicht zuletzt die Sonderausstellungen waren dabei ein wesentlicher Anker. Hohenberg an der Eger war unter dem Motto „Jahr der Manufakturen“ der Ort, wo in Folge die bedeutenden Porzellan-Manufakturen Royal Copenhagen,  dann Augarten, Wien und schließlich die Staatliche Porzellanmanufaktur Meissen mit jeweils die spezifischen Stärken und einzelne Schwerpunkte herausarbeitenden Sonderausstellungen präsentiert wurden. In Selb ging es dann in vorderster Linie um die Darstellung des gegenwärtigen künstlerischen Umgangs mit dem Werkstoff in der Ausstellung „Vielfalt der Vervielfältigung“ und neue Designideen, Unter anderem die Präsentation der Ergebnisse aus dem internationalen, aus dem Programm Kreatives Europa geförderten EU-Kooperationsprojekt „Shaping the Future“. Nicht nur an diesem Beispiel zeigte sich auch 2017, welch positive Ergebnisse die internationale Vernetzung des Porzellanikons immer wieder aufs Neue bewirkt. Ob im Rahmen von Europaprojekten oder auch in seiner Zusammenarbeit mit China – so gab die Hauptkuratorin Petra Werner Vorlesungen in der Tsingua-Universität, Peking - um nur einige wenige Beispiele auf der internationalen Ebene zu nennen.
Die Museumsarbeit ist im Porzellanikon ausgesprochen vielfältig. Dies bestätigt augenscheinlich auch der Jahresbericht 2017. Reich bebildert führt er auf über 100 Seiten vor Augen, was diese Institution und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten. Sie ist mehr als ein Rückblick. Sie ist auch Vorschau auf das, was den Besucher in 2018 und 2019 erwarten wird. Von „DICK.DÜNN.FETT.MAGER“, einem spannenden Einblick in die Facetten von Porzellan aus dreihundert Jahren Esskultur auf 600 m² an beiden Standorten, über „Reine Formsache - ...“ bis hin zu „Stille Stars ...“ Das Team des Museums will damit erneut ein Zeichen setzen, wie vielfältig und spannend, wie gesellschaftlich relevant und prägend Porzellan ist.
Und genau dies nahmen die Besucherinnen und Besucher von der Jahreskonferenz mit: Was sie hier gehört und gesehen haben, war weit mehr als eine Bilanz, es ist ein Statement, ein Statement für diese Einrichtung, ein Statement für den Werkstoff Porzellan. So ist dann auch der zu diesem Anlass vorgelegte Band betitelt: Das Porzellanikon 2017, ein Statement; Rückblick 2017 – Ausblick 2018/19 – es lohnt sich, diesen Band zu lesen.


DREI HIGHLIGHTS IN 2018

Arrondierung des Museumsareals – Ankauf des direkt an das Museum anschließenden Gebäudebestandes seitens des Freistaates Bayern

Das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan ist mit seinen rund 10.000 m² Ausstellungsfläche Europas größtes Spezialmuseum für Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Porzellans einschließlich der Technischen Keramik. Sein seit 1984 aufgebauter Bestand an Porzellanen – allein dies sind über 200.000 Exponate! -, Maschinen, technischer Keramik ist in dieser Ausrichtung zusammen mit Bibliothek und zentralem Branchen-Archiv einzigartige Basis für Forschung, Entwicklung, Dokumentation und Präsentation.

Allerdings waren die Unterbringungsmöglichkeiten bisher sehr schwierig. Der Freistaat Bayern hat die Situation durch den Ankauf des einst zur 1969 stillgelegten Rosenthal Porzellanfabrik Bahnhof Selb in Selb-Plößberg gehörenden Gebäudebestandes entscheidend verbessert. Einschließlich der bereits in diesem Komplex zuvor angemieteten Flächen stehen nunmehr insgesamt rund 6000 m² als Depot für das wertvolle und teilweise einzigartige Kulturgut sowie der ebenso vorgesehenen „Minimanufaktur“ als museumspädagogischer zentraler Einrichtung und darüber hinaus eines vergrößerten Museumsshops mit deutlich verbessertem Sortiment  zur Verfügung.

Direktor Siemen dankte noch einmal ausdrücklich dem Freistaat für dieses Engagement. Er kündigte an, dass sukzessive die Räume saniert und für die Zwecke des Museums hergerichtet werden. Auch für die Besucher werden sich neue Möglichkeiten durch eine optimierte Besucherführung ergeben. Erste Maßnahmen sind bereits bis zum Sommer vorgesehen. Insgesamt verfügt das Museum nun über hervorragende Möglichkeiten für die Entwicklung von Ausstellungen, Forschung an Objekten, nachhaltige und sichere Verwahrung und nicht zuletzt eine nochmals gesteigerte Attraktivität für die Besucher aus nah und fern.

EU-weit erfolgreich - Präsentation der internationalen Aktivitäten vor großem Publikum in Berlin

Direktor Siemen ging in seinem Rückblick auch sehr stark auf das laufende Europaprojekt „Ceramics and its Dimensions“ ein. Unter der Leitung des Porzellanikons beschäftigen sich seit mehr als 3 Jahren 25 Partner aus 11 Ländern mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Keramik in ihrer ganzen Vielfalt. Das aus Mitteln des EU-Förderprogramms Kreatives Europa kofinanzierte Projekt vereint international führende Keramik-Museen, Hochschulen, Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen und wurde von der EU-Kommission als eines der 15 herausragenden Projekte im Rahmen einer Publikation zum Europäischen Jahr der Kultur 2018 in besonderer Weise gewürdigt.

Den krönenden Abschluss des Projektes wird die Präsentation von dessen Ergebnissen auf einem Symposium in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin am 6. November darstellen. Am Abend wird das Porzellanikon sich auf Einladung der Landesvertretung einem aus Politik, Wirtschaft, Medien und internationalen Vertretern bestehenden Auditorium präsentieren. Laut Wilhelm Siemen wird dies eine einzigartige Gelegenheit sein, die langjährigen und intensiven internationalen Netzwerke und Kooperationen des bayerischen Landesmuseums in Oberfranken einer breiten Öffentlichkeit darzustellen.

Er betonte, dass die bis hin nach Asien sich erstreckende international angelegte Zusammenarbeit nicht nur zu einer Vertiefung der Museumsarbeit geführt, neue Erkenntnisse und Erfahrungen erbracht, sondern gerade auch im Rahmen der EU-Projekte zu einem Wachsen des gemeinsamen europäischen Bewusstseins für das gemeinsame europäische kulturelle Erbe und die Bedeutung der Keramik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft führte.


Sonderausstellung an beiden Standorten

DICK, DÜNN, FETT, MAGER - Porzellan in drei Jahrhunderten Esskultur
09.06.2018 bis 06.01.2019


Das Thema Esskultur ist in aller Munde. Doch wird in der Regel ausschließlich an das gedacht, was die Menschen zu sich nehmen: Das Nahrungsmittel als solches und dessen Auf- wie Zubereitung. Doch der Aspekt, dass sich mit der Esskultur auch ein tiefgreifender Wandel der Dinge vollzogen hat, Dinge aus denen getrunken und von denen gegessen wird, steht nahezu immer im Hintergrund. Das Porzellanikon will sich diesem Themenbereich widmen und an beiden Standorten des Porzellanikons den Besuchern beispielhaft vor Augen führen. Im Porzellanikon in Hohenberg an der Eger werden auf ca. 280 m² zwei Bereiche thematisiert: Koch- und Backgeschirre sowie der Wandel der Servicekultur vom 19. Jahrhundert bis heute. Am  zweiten Standort in Selb stehen auf ca. 300 m² Porzellane im Focus, die nationale und internationale Einflüsse erkennen lassen.

Porzellanikon Hohenberg an der Eger
„Ausgelöffelt – Terrine, Teller, Tasse…“


Im Laufe der Jahrhunderte unterliegen neben den Formen auch die Größen und Bestandteile der  Service einer Veränderung. Gründe dafür sind sowohl soziale Entwicklungen, z. B. von der Großfamilie, über den Vier- Personen zum Single-Haushalt, als auch sich wandelnde Essgewohnheiten.
Ein Service konnte in der Vergangenheit eine Vielzahl von verschiedenen Teilen umfassen. Warum dies gestern so war und warum es heute so nicht mehr ist, dieser Frage geht die Ausstellung nach und versucht, in charakterisierenden Abschnitten illustrativ aufbereitet Einsichten zu vermitteln: Terrinen, Bouillontassen, Sauceterrinen, Senfkannen, Salz- und Pfeffergefäße, Platten und Teller unterschiedlichster Größe, Grätenschalen und vieles mehr…
Nahezu für jeden kulinarischen Genuss fertigen die Porzellanfabriken entsprechende Gefäße und Utensilien. 

„Mahlzeit! Vom Herd auf den Tisch – Eine kleine Geschichte des Koch- und Backgeschirrs“

„Luzifer“, „Walküre“ oder „Durabel“ sind Begriffe für das, was dem teuflischen Feuer des Backofens widersteht: Um 1900 aus dem Feuer der Porzellanbrennöfen in großen Mengen geboren, stehen diese Bezeichnungen für eine besondere Spezialität auf dem Gebiet des Porzellans: Feuerfeses Koch- und Backporzellan. Anrichten, kochen, backen und servieren in demselben Behältnis ist ein großes Thema, das in vielen Ausprägungen Gestalter zum Nachdenken anregt und die Techniker vor Herausforderungen besonderer Art stellt. Es darf nicht zerspringen. Selbst wenn ganz heiß und bitterkalt aufeinandertreffen, Porzellan muss das aushalten. Und noch andere Herausforderungen sind zu bewältigen: Funktion und Anmutung sind zu vereinbaren. Die Ergebnisse sind vielfältig und facettenreich, Kurioses steht neben Dingen, die, genial und selbstverständlich zugleich, ihren Dienst erfüllen. Was es einst gab und heute vergessen ist, was blieb und als neues Produkt hinzukam. Dies und vieles mehr ist Thema dieses Ausstellungsbereiches.

Porzellanikon Selb

Berlin, Paris, London, New York, Beijing... – Eine Cool(e)-Tour des Speisens“ 

Nicht erst heute blicken die Porzellanhersteller der Welt auf die Bedürfnisse des in- und ausländischen Konsumenten. Ohne die Kenntnis der Essgewohnheiten der Kunden kein Absatz auf den globalen Märkten. Wie war oder ist ein Tisch in den Metropolen der Welt gedeckt, was wurde bzw. wird worauf serviert. Welche Gerichte assoziieren wir mit einem Land und wurden/werden dafür spezielle Porzellane entwickelt? Kommt der Pastateller aus Italien, die Schneckenpfanne aus Frankreich… Am Beispiel von sieben Ländern - Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, USA, China und Japan – bringt die Ausstellung etwas Licht in diese bisher kaum erforschte Thematik.

Zu dieser Ausstellung wird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten.

Von links nach rechts: Sabine Reichel-Fröhlich, Wilhelm Siemen, Direktor, Rosemarie Döhler, Vorsitzende des Fördervereins Porzellanikon e.V., Claudia Meißner, Petra Werner, Wolfgang Schilling, André Zaus